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Tourismus in der inklusiven und sozialen SmartCity

Berlin-Tourist

Am 30. Januar 2018 wurde das Tourismuskonzept 2018+ für Berlin vom Berliner Senat verabschiedet. Es basiert auf einer Vorlage der Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Ramona Pop.

Der Tourismus ist eine der wichtigsten Berliner Schlüsselbranchen mit jährlich ca. 11,5 Mrd. € Umsatz und einen Beschäftigungseffekt von 235.000 Vollzeitbeschäftigten.

Die Rahmenbedingungen für den Berliner Tourismus haben sich in den letzten Jahren aber grundlegend verändert. „Overtourism“ – die Überlastung einzelner Straßen und Stadtteile wird auch in Berlin zum Problem.

In Friedrichshain wurde z.B. schon die Löschung einer App von visit berlin gefordert, weil die Simon-Dach-Straße von Touristen überfrequentiert wird.

Eine Neuanpassung ist offenbar erforderlich. Um die Akzeptanz bei den Berlinerinnen und Berlinern zu erhalten, müssen rechtzeitig gezielte Maßnahmen ergriffen werden. Das Ziel: der Fokus soll künftig zukunftsgerichtet auf einem stadtverträglichen und nachhaltigen Tourismus ausgerichtet werden. Die Berliner Bezirke sollen stärker einbezogen werden, denn jeder der zwölf Berliner Bezirke ist eine Großstadt für sich, die eigene Attraktivität, Kultur und Anziehungspunkte hat.

Neue Konzepte für den Tourismus sollen entwickelt werden

Senatorin Pop will stärker auf Qualitätstourismus setzen: „Mit dem neuen Konzept wird Berlin Vorreiter für einen stadtverträglichen Tourismus in Europa. Das Tourismuskonzept 2018+ erweitert die Perspektive hin zu einem stadtverträglichen und nachhaltigen Tourismus und zeigt die Leitlinien und Maßnahmen für die kommenden Jahre auf. Es gilt, auch für die Zukunft die Akzeptanz für den Tourismus in der Stadt zu erhalten und gleichzeitig stärker auf Qualitätstourismus zu setzen. Ziel ist, mit den Maßnahmen zur Tourismusförderung die Erlebnisqualität der Besucherinnen und Besucher und zugleich die Lebensqualität der Berlinerinnen und Berliner zu erhöhen.“

Ob die Zielvorstellungen umsetzbar sind, und tragfähig, muss sich erst noch erweisen. Der Wunsch, die Vielfalt Berlins und Bezirke und Kieze in den Mittelpunkt zu rücken ist zwar schnell ausgesprochen. Aber in einer Metropole in der sich „Visitors City“ und „Resident City“ im chaotischen und performativen Muster mischen, tragen alte Konzepte nicht mehr weit.

Die Vorstellung,“Touristenströme in Bezirke umzulenken“ ist nicht nur überholt, sondern falsch. Im Marketing gibt es eine alte Formel: „Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“.

Tourismus in der inklusiven und sozialen SmartCity

In Neukölln wird nach einem Tourismuskonzept noch gesucht. Christian Kölling hat im FACETTEN-Magazin Neukölln (10.06.2019) den Stand der Suche beschrieben: „„Wir stehen mit dem Neuköllner Tourismuskonzept erst am Anfang.“

Befürchtungen über die Stadt- und Sozialverträglichkeit eines Tourismuskonzeptes stehen im Raum.

Schaut man auf die Wirtschaftsförderpolitik in ganz Berlin und auf die Tourismusförderung insgesamt, so besteht ein Übergewicht für „marketinggetriebene Ansätze“ und Ratschläge von „Marketing-Experten“. Was fehlt, ist die Qualitätsentwicklung auf der Angebotsseite – in den Bezirken selbst.

Und so muss zuerst in Tourismus-Entwicklung investiert werden, bevor mit umfassenden Marketingmaßnahmen angesetzt wird.

Eine mögliche Zauberformel wurde schon gefunden und kommt mit ganz vielen „I`s“ daher:

„Inspirierend, inklusiv, intelligent und interkulturell geht es im Tourismus-Marketing der Bezirke“ weiter – mit „Invitation-based Internet Information.“

Der Grundgedanke: Leistungsträger kennen ihr Geschäft, und können selbst Qualität, Angebot und Attraktivität durch „Einladungen“ wetterabhängig steuern. Es muss nur wirksam und mit öffentlichen Reichweiten kommuniziert werden.

Gäste der Stadt, Kongressbesucher, Städtetouristen, Kulturtouristen und Familien-Angehörige auf Besuch von Familienfesten reagieren selbst direkt auf qualitätsvolle Einladungen und Angebote.

Interessant wird es, wenn es zeitlich und räumlich vernetzbare Angebote gibt, die eine Tour oder Tagestour lohnend machen!

In einer vielfältigen Gastro- und Kulturszene mischen sich übrigens „Residents-City“ und die „Visitors-City“ zu einer gemeinsam als attraktiv empfundenen Szene. „Overtourism“ hier kann durch Angebotsvielfalt, Kreativität und Vernetzung vermieden werden.

Mehr Gastfreundlichkeit, fachliche Qualität und gut ausgebildetes Personal

In Potsdam und Brandenburg hat man schon seit vielen Jahren in Qualität und Ausbildung investiert. Die „Brandenburger Gastlichkeit“ ist eine sehr wirksame Qualitäts- und Marketinginitiative, die mit der DEHOGA Brandenburg und Gastronomen des Landes flächendeckend bei der Qualitätssicherung und Vermarktung wirkt. Qualitätssiegel, landesweiter Wiedererkennungswert und vor allem sympathisches Fachpersonal von der Bedienung bis zum Küchenchef sorgt für nachhaltige Tourismusentwicklung.

Die Förderung der Qualität gastronomischer Betriebe und Imbissbetriebe ist der beste Weg für die Berliner Bezirke. Zumdem muss daran erinnert werden: die Mittel als der City-Tax sollten auch der freien Kulturszene zukommen! Es wäre an der Zeit, hier neue Räume und Locations für Gründungen, Kunst & Kultur und zu sichern, die im Angebotsnetz der Bezirkes Lücken schließen und auch eigene Qualitäten für den Kiez schaffen.

Autor: Dipl.-Ing. Michael Springer


Vorschau: Einfach. SmartCity. Machen: Berlin – am kommenden Wochenende startet:

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