Die Stadtteilbibliothek Britz-Süd trägt den neuen Namen „Margarete Kubicka Bibliothek“. Damit wurde ein Beschluß der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln vom 27.11.2019 umgesetzt, der vorsieht, die bisher namenlosen Stadtteilbibliotheken in Britz, Rudow und in der Gropiusstadt nach verdienstvollen Frauenpersönlichkeiten umzubenennen.
Die Stadtteilbibliothek Britz-Süd ist somit ein Anfang:
Am 2.9. enthüllten der Senator für Kultur und Europa, Dr. Klaus Lederer, und Bildungsstadträtin Karin Korte das neue Namensschild für die Britzer Stadtteilbibliothek.
Bildungsstadträtin Karin Korte sagte dazu: „Ich freue mich sehr darüber, dass die beiden Bürgerinitiativen „Netzwerk Frauen in Neukölln“ und „Hufeisern gegen rechts“ die Politik überzeugen konnten, diesen Beschluss zu fassen. Für mich war es von Anfang an klar, dass dieses Vorhaben unbedingt umgesetzt werden musste. Bibliotheken sind wichtige öffentliche Orte, an denen sich viele Menschen treffen und somit hervorragend geeignet, an verdiente Neuköllnerinnen zu erinnern.“
Über Margarete Kubicka
Mit der Namensgebung „Margarete Kubicka Bibliothek“ ehrt der Bezirk Neukölln eine mutige Britzer Bürgerin und Künstlerin aus der Hufeisensiedlung.
Margarete Kubicka, geb. Schuster (1891 – 1984) entstammte einer liberalen Kaufmannsfamilie. Sie besuchte von 1911 bis 1913 das Lehrerinnenseminar an der Königlichen Kunstschule zu Berlin, um Zeichenlehrerin an einem Lyceum zu werden. Hier war Walter Gropius von 1869-1880 erster Direktor, er erwirkte nach Ausrufung des Deutschen Kaiserreiches 1874 die erstmalige Zulassung von Frauen für den Kunstunterricht.
Margarete Kubicka heiratete 1916 den polnisch-deutschen Künstler Stanislaw Kubicki, sie hatten eine Tochter (1919) und einen Sohn (1926). Sie bezogen ein Wohnatelier in der Holsteinischen Straße in Steglitz.
Beide veröffentlichten in der Zeitschrift Die Aktion Druckgraphiken und Gedichte, und trugen zum Durchbruch des Expressionismus bei.
Margarete Kubicka war Lehrerin, Künstlerin und Demokratin. Sowohl in den Kunstkämpfen ihrer Zeit, als auch in täglichen Auseinandersetzungen ist sie für ihr humanistisches Weltbild eingestanden. Künstlerisch wandte sie sich selbst dem Kubicka dem expressionistischen Kubismus zu. Ihre Bilder wurden auch in Moskau (1926) und Chicago (1930) gezeigt.
1927 zog Margarete Kubicka mit ihrer Familie in die Hufeisensiedlung nach Britz. Ihr Haus in der Onkel-Bräsig-Straße wurde in der Zeit des Nationalsozialismus mehrfach von SA-Männern durchsucht. Trotz des hohen Risikos versorgte sie polnische Zwangsarbeiter mit Informationen und Lebensmitteln, versteckte von den Nationalsozialisten verbotene Schriften und als „entartete Kunst“ bezichtigte Werke.
Als Mitglied mehrerer Künstlergruppen gründete sie unter anderem den „Britzer Kreis“. Kubickas Werke spiegeln nicht nur die jeweiligen zeitgeschichtlichen Themen wider, die für sie persönlich von Bedeutung waren, sondern zeigen auch menschliches Werden, Denken und Handeln.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde sie gemaßregelt, und wurde nach Tempelhof strafversetzt, sie behielt aber ihre Beamtenstelle. 1934 verhalf sie Zenzl Mühsam zur Flucht aus Deutschland. Ihr Ehemann Stanislaw Kubicki floh 1934 nach Polen. 1937 ließen sie sich aus Vorsicht vor weiteren politischen Verfolgungen scheiden. Stanislaw Kubicki wurde nach der deutschen Besetzung Polens im Jahr 1943 als polnischer Widerstandskämpfer von Deutschen ermordet. Margarete Kubicka überstand mit ihren beiden Kindern alle Drangsalierungen, Verhöre und Hausdurchsuchungen der Nazizeit. In dieser Zeit unterstütze sie polnische Zwangsarbeiter, die in der Hufeisensiedlung arbeiteten und in einem Lager in der Onkel-Bräsig-Str. 3 untergebracht waren.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitete sie bis zu ihrer Pensionierung im Jahre 1956 als Lehrerin weiterhin an der Tempelhofer Luise-Henriette-Oberschule.
Im Jahr 2017 wurde in Neukölln die Margarete-Kubicka-Brücke über die Dieselstraße ohne Festakt benannt.
Margarete Kubicka Bibliothek | Gutschmidstr. 33 | 12359 Berlin