Das Naturkundemuseum Potsdam bittet um Hilfe bei der Suche nach einer besonderen Zuwanderin: die Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa) ist die einzige in Mitteleuropa vorkommende Vertreterin der Ordnung der Fangschrecken (Mantodea), die zudem auf der Roten Liste der Geradflügler in der Kategorie 3 („gefährdet“) eingruppiert ist. Sie genießt nach Bundesnaturschutzgesetz und Bundesartenschutzverordnung einen besonderen Schutz und darf weder gefangen noch gehalten werden.
Citizen-Science-Projekt
Seit 2016 sammelt das Naturkundemuseum Potsdam Fundmeldungen der Gottesanbeterin (Mantis religiosa). Die Unterstützung in dem regionalen Citizen-Science-Projekt ist nun gefragt. Bisher sind mehr als 1000 Meldungen allein aus dem Land Brandenburg eingegangen und etwa 40 Sichtungen aus Berlin.
„Es geht darum, die derzeit stattfindende Ausbreitung der Gottesanbeterin zu erforschen“, sagt Dr. Dirk Berger, Biologe am Naturkundemuseum Potsdam.
„Wir freuen uns über das rege Interesse aller Mitwirkenden und benötigen auch zukünftig Unterstützung, um wichtige Lücken zu schließen“, so Berger. Wer der südländischen Fangschrecke begegnet – ob bei Wanderungen, Radtouren oder im eigenen Garten, kann mitmachen. Benötigt wird ein Foto der Gottesanbeterin, mit Datum und Fundortbeschreibung.
Leicht erkennbar – ungiftig und ungefährlich
Die Gottesanbeterin hat ein markantes Erscheinungsbild. Der dreieckige Kopf mit großen Komplexaugen und die unter dem Körper getragenen Vorderbeine machen sie als Insekt unverwechselbar. Auf der Speisekarte der Lauerjägerin stehen vor allem Insekten und Spinnentiere.
Zwischen August und Oktober ist die Gottesanbeterin am besten zu finden. Den Winter überdauern nur ihre Eigelege (Ootheken), aus denen im Frühjahr die neue Generation schlüpft.
Ausbreitung nach Norden als Zeichen des Klimawandels
In den vergangenen Jahren tauchten immer öfter Tier- und Pflanzenarten in unseren Breiten auf, die wir aus dem Urlaub im Süden kennen. Auch die Europäische Gottesanbeterin breitet sich seit etwa 20 Jahren nach Norden aus. Von 2400 beschriebenen Fangschrecken-Arten ist sie die einzige, die in Mitteleuropa anzutreffen ist. 2007 wurde sie erstmalig in Brandenburg
gesichtet.
Aktuell scheint sich die Südländerin in Bergbaufolgelandschaften in der Lausitz besonders wohl zu fühlen. Aus den Landkreisen Oberspreewald-Lausitz, Spree-Neiße und aus Cottbus liegen bisher die meisten Meldungen vor. Im Osten des Landkreises Elbe-Elster und im Süden von Dahme Spreewald wird sie ebenfalls regelmäßig gemeldet. Ein weiterer Hotspot scheint sich im nördlichen Teltow-Fläming zu befinden.
Regionale Fundorte rund um Berlin
Aus Potsdam wurde die Gottesanbeterin bisher zweimal gemeldet, gezielte Nachsuchen blieben erfolglos. Weiter Richtung Norden werden die Funde seltener. So liegen aus den Landkreisen Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark, Märkisch-Oderland und Oberhavel nur vereinzelte Meldungen vor. Im Havelland und im Landkreis Ostprignitz-Ruppin existieren zwar
einzelne etablierte Vorkommen, die Fläche scheint jedoch nicht besiedelt zu sein. Aus dem Barnim, der Prignitz und der Uckermark wurde die Fangschrecke bisher nicht gemeldet.
In Berlin sind seit Jahren zwei etablierte Vorkommen in Tempelhof-Schöneberg und an der Grenze zwischen den Bezirken Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf bekannt. In den vergangenen beiden Jahren kamen vermehrt Fundmeldungen über das gesamte Stadtgebiet verteilt hinzu.
Wie können Sie bei Citizen-Science-Projekt mitmachen?
Wer eine Gottesanbeterin in Brandenburg oder Berlin fotografiert, kann das Foto mit Datum und Fundort an dirk.berger@rathaus.potsdam.de senden.
Jede Meldung wird beantwortet und in einer Datenbank erfasst. Aus den
Meldungen werden Verbreitungskarten erstellt.
Weitere Informationen:
www.naturkundemuseum-potsdam.de/gottesanbeterin-gesucht
Naturkundemuseum Potsdam |Breite Straße 13 | 14467 Potsdam