„Kulturschaffende“ ist zum Sammelbegriff für alle Kultur gestaltenden Personen geworden. Inzwischen hat der Begriff ein Eigenleben bekommen und wird bedenkenlos verwendet. Aus dem hybriden Wort wird dabei leicht das „hybrische Wort“: auch „Architekturschaffende“ und „Fußballschaffende“ sind vereinzelt zu hören.
Der Begriff steht im Verdacht historisch belastet zu sein! — In der Zeit der Corona-Lockdowns fielen in Kunst und Kultur viele kreative Arbeitsverhälnisse und Erwerbsökonomien ins Nichts. Ohne Publikum fielen Kunst und Kultur ins Bodenlose. — So wurde Zeit gefunden, dem Begriff des „Schaffens“ und der „Kulturschaffenden“ nachzuspüren.
Es sind Begriffe und Begrifflichkeiten damit verbunden, die sich merkwürdigerweise bis heute durch die Zeitläufte halten.
Heute ist der Ursprung der Wortschöpfung in der beginnenden NS-Zeit geklärt, als 1927 die NSDAP-Führung beschloß, eine Kulturorganisation zu gründen. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde das Wort zum offiziellen NS-Begriff:„Kulturschaffende“ bezeichnete Künstler, die Mitglied der Reichskulturkammer waren.
Das Wort „Kulturschaffende“ entsprach einer totalitären Ideologie, und nur so ist auch erklärbar, warum es in der Zeit der DDR weitere 40 Jahre gebräuchlich blieb, und der Blick auf das „Schaffen“ der Künstler gerichtet blieb.
Mit der Wende und der Deutschen Wiedervereinigung lebte das Wort fort. Heute wissen wir, es ist Teil einer fatalen Geschichte und Kulturgeschichte, die bis heute die künstlerische Entfaltungsfreheit behindert: