Dienstag, 03. Dezember 2024
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Geflügelpest-Vorsorge mit Vorsorgeampeln

Kolonie von Nonnengänsen

Die Geflügelpest hat sich wieder seit Herbstbeginn ausgebreitet. Nach § 27 Absatz 2 Satz 3 Tiergesundheitsgesetz (TierGesG) beobachtet das Friedrich-Loeffler-Institut im Rahmen der Prävention die weltweite Tierseuchensituation und macht frühzeitig auf eventuelle Gefahren aufmerksam, zum Beispiel die drohende Einschleppung von Tierseuchenerregern durch lebende Tiere oder Erzeugnisse. Im Radar Bulletin werden Informationen zur internationalen Lage und Ausbreitung der bedeutendsten Tierseuchen, die für Deutschland und die Schweiz relevant sind, zusammengestellt und bewertet.

Im Radar Bulletin werden Informationen auch zur internationalen Lage und Ausbreitung der bedeutendsten Tierseuchen, die für Deutschland und die Schweiz relevant sind, zusammengestellt und bewertet.

In Deutschland sind seit dem 30.10.2020 ca. 400 HPAIV H5-Fälle bei Wildvögeln und 12 Ausbrüche bei Geflügel vorwiegend in den Küstenregionen festgestellt worden. In Berlin-Brandenburg gab es bisher nur Einzelfälle, die offenbar durch Zugvögel verbreitet wurden.

Das Radar Bulletin wird vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) in Zusammenarbeit mit dem Friedrich-Loeffler Institut (FLI) erstellt. Eine Liste der HPAIV 5-Nachweise bei Wildvögeln zeigt bisher vor allem einen Befall bei Nonnengänsen (Branta leucopsis) im Küstenland an.
In Niedersachsen ist jedoch bereits der Tierseuchenkrisenfall ausgerufen worden, was eine Aufstallungspflicht beinhaltet. In mehreren anderen Bundesländern mussten bereits mehrere zehntausend Tiere in Geflügelbetrieben aufgrund des Befalls gekeult werden, mit einem massiven wirtschaftlichen Schaden für die Halter.

Geflügelhalter: Vorsorgemaßnahmen selbst managen

Geflügelhalter sind im Moment noch nicht in der Aufstallungs-Pflicht. Doch Vorsorgemaßnahme zum Schutz der eigenen Tiere sind sinnvoll. Vor allem müssen die Haltungen vor dem Eintrag von Wildvogelkot geschützt werden.

Hilfe zur Selbsteinschätzung kommt von der Universität Vechta mit den Risikoampeln für Tierseuchen der Universität Vechta, die auch für die Schweinepest erstellt wurden.

„Die Risikoampel beinhaltet 100 Fragen, die den Bereichen Sicherung des Betriebs, Sicherung des Stalls und Arbeitsabläufe zugeordnet sind“, erklärt Projektleiterin Dr. Barbara Grabkowsky, Geschäftsführerin der an der Uni Vechta angesiedelten Transformationsstelle agrar Niedersachsen. Über ein Multiple-Choice-System beantworten Landwirte die Fragen, wobei das Tool in einem zweistufigen Verfahren automatisch bewertet, wie stark jeder Aspekt das Risiko eines Geflügelpesteintrags verringert oder erhöht.

Ergebnis ist ein nach Ampelfarben visualisiertes Ergebnis, das Auskunft über die erreichte Risikoklasse gibt. „In einer Optimierungsanalyse werden alle Risikofaktoren ihrer Bedeutung gemäß aufgelistet und konkrete Hinweise zur Umsetzung im Betrieb gegeben. Mit diesem Ampelsystem kann jeder Geflügelhalter regelmäßig überprüfen, ob das eigene Biosicherheitskonzept den Betrieb noch optimal schützt“, so die Projektleiterin.

Geflügelhalter und Betriebe können damit ihre Vorsorgemaßnahmen zum Schutz des eigenen Geflügelbestandes noch besser managen.

Breite Expertise für das Projekt „Geflügelpest-Risikoampel“

Die fachliche Basis der Ampel lieferten 19 Experten aus Wissenschaft und Forschung, tierärztlicher und landwirtschaftlicher Praxis sowie Behördenvertreter aus ganz Deutschland.
Das Projekt „Geflügelpest-Risikoampel“ wurde von der Uni Vechta zusammen mit dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) durchgeführt.

Mitarbeitende Partner im Projekt sind die QS Fachgesellschaft Geflügel GmbH, der Niedersächsische Geflügelwirtschaftsverband (NGW) sowie der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG).

Die wissenschaftliche Basis für die Wichtung der Risikofaktoren erarbeitete ein Expertenpanel, das mit Fachleuten aus der Tierärztlichen Hochschule Hannover, dem Friedrich-Loeffler-Institut, der Niedersächsischen Tierseuchenkasse, dem Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES), dem Veterinäramt des Landkreises Cloppenburg, der Task Force AI aus Baden-Württemberg, dem Landesverband der Bayerischen Geflügelwirtschaft e. V., verschiedenen Tierarztpraxen aus Deutschland, der Anicon Vorsorge GmbH und Praktikern der Branche besetzt ist.

Finanziell unterstützt wurde das Projekt an der Uni Vechta von der QS Fachgesellschaft Geflügel GmbH und der Dr. Alhard von Burgsdorff-Stiftung.