Am 23. April wird offiziell die bisherige Wissmannstraße in Lucy-Lameck-Straße umbenannt. Bezirksbürgermeister Martin Hikel erklärte dazu:
„Als vielleicht vielfältigster Ort der Republik mit Menschen aus 150 Nationen steht Neukölln heute für Diversität, für ein selbstbestimmtes Leben und gegen jede Form von Rassismus. Für diese Werte steht auch das Wirken von Lucy Lameck. Und dafür stehen auch die Initiativen, mit denen wir gemeinsam ein umfassendes Rahmenprogramm anbieten. Ich wünsche mir, dass der neue Name nicht nur eine Adresse wird, sondern zu einem Statement und einem Bekenntnis zu unserem Bezirk.“
Anlässlich der Umbenennung finden neben dem Festakt mehrere Online-Panel, Perfomances und Spaziergänge statt, die gemeinsam vom Bezirksamt Neukölln, dem Berlin Global Village, Oyoun und Berlin Postkolonial veranstaltet werden.
Festakt zur Benennung der Lucy-Lameck-Straße am 23.04.2021, 16:00–18:00 Uhr
Die offizielle Umbenennungszeremonie findet im Garten von Oyoun statt. Im Anschluss an die Begrüßungsreden erfolgt die offizielle Enthüllung des Namensschildes an der Ecke Karlsgartenstraße. Zum Abschluss findet im Garten von Oyoun eine Performance der Gruppe Out Of Time Embassy statt.
Die Veranstaltung ist pandemiebedingt auf maximal 50 Personen begrenzt. Deshalb wird die Veranstaltung auch live bei YouTube und auf der Homepage des Bezirksamts übertragen. Es wird gebeten, die Online-Teilnahme zu nutzen..
Biographie: Lucy Selina Lameck Somi
Lucy Selina Lameck Somi wurde 1934 in der Nähe der Kilimanjaro-Station im britischen Territorium Tanganjika (dem heutigen Tansania) geboren. Sie war eine tansanische Politikerin und die erste Frau, die einen Ministerposten in der Regierung bekleidete.
Lucy stammte aus einer Familie von politisch aktiven Bauern. Nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester im Jahr 1950 begann sie als Sekretärin zu arbeiten. Zwischen 1955 und 1957 arbeitete sie für die Kilimanjaro Native Cooperative Union und begann, sich in der Politik zu engagieren. Bei der Tanganyika African National Union (TANU) wurde Lucy zur Leiterin der Frauensektion. Ihre politischen Aktivitäten führten dazu, dass sie ein Stipendium des Trades Union Congress erhielt, um am Ruskin College Politik zu studieren.
Während ihres Aufenthalts in Großbritannien sprach sie im East Africa House in London und absolvierte außerdem ein Semester an der Western Michigan University in den Vereinigten Staaten. Gesponsert von der Delta-Sigma-Theta-Schwesternschaft, führte sie 1960 eine Tour durch afroamerikanische Gemeinden in den USA durch, um die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Vereinigten Staaten und Tanganjika zu untersuchen.
Später kehrte sie nach Tanganjika zurück, wo sie einen Sitz in der Nationalversammlung erhielt. Zwischen 1962 und 1965 war sie parlamentarische Sekretärin für Kooperativen und Gemeindeentwicklung, der erste Ministerposten, den eine Frau in Tanganjika oder Tansania innehatte.
Als das neu gegründete Tansania 1965 Wahlen abhielt, kandidierte sie und gewann einen Sitz in der Nationalversammlung. Von 1965 bis 1970 war sie stellvertretende Ministerin für Genossenschaften und Gemeindeentwicklung und von 1967 bis 1972 stellvertretende Gesundheitsministerin. Sie hielt ihren Sitz bei den Wahlen 1970, verlor ihn aber 1975.
Lucy gewann den Sitz nach den Parlamentswahlen 1980 wieder zurück und hielt ihn bis zu ihrem Tod inne. Sie führte bedeutende Gesetze ein, unter anderem zur Verbesserung der Bedingungen für Frauen im Land.