Der Bund plant ein LNG-Terminal ca. vier bis sechs Kilometer vor Rügens Südost-Küste. Schon jetzt sieht man vor der Küste der beliebtesten Urlaubsgebiete Rügens die Tank-Schiffe im Meer schwimmen, nur wenige Kilometer von der Küste entfernt. Manchmal sind es zwei, drei Tanker, an anderen Tagen auch fünf oder sechs.
Die Bewohner der Insel sind beunruhigt. Sie fürchten negative Auswirkungen auf die Umwelt und die Wirtschaft der Insel, insbesondere für das Tourismusgeschäft. – „Wenn diese Terminals hier stehen, wer will dann noch nach Rügen kommen?“, äußerte sich eine besorgte Rügenerin. Der Südosten von Rügen ist der am meisten touristisch ausgebauteste Teil der Insel: Binz, Sellin, Baabe, Göhren – diese Namen wecken auch bei Berlinern und Berlinerinnen Urlaubsträume und viele Urlaubserinnerungen.
Geplant ist ein LNG-Terminal mit zwei Plattformen und vier Anlegestellen. Gleich vier LNG-Tankschiffe und Regasifizierungsschiffe sollen anlegen können. Das LNG-Terminal soll über eine Gasleitung mit der Nord-Stream-2-Leitung bei Lubmin verbunden werden. 38 Kilometer lang soll diese Gasleitung werden. Die noch gelagerten Röhren der nicht fertiggestellten Nordstream-2-Gaspipeline sollen verwendet werden.
Rügener Kurorte und Ferienparadiese sind bedroht
Die Ferienorte der Südost-Küste haben Kurortstatus. Binz, Sellin, Baabe, Göhren und Thiessow im Süden sind anerkannte Heilbäder. Dies verdanken sie dem gesunden Reizklima der Ostsee. Die pollenarme Seeluft und der hohe Salz- und Jodgehalt der Meerluft wirken sich gesundheitsfördernd aus. Auch die mildernde Wirkung bei vielen Krankheiten ist bestätigt, beispielsweise bei Allergien, Asthma oder Neurodermitis.
Diese Region wäre von den Auswirkungen des LNG-Terminals besonders betroffen. Luftverschmutzung, Verschmutzung des Meerwassers, Lärmbelästigung und die permanente Aussicht auf die Terminals würden die touristische Qualität der Ferienorte enorm beeinträchtigen.
Die gesamte Rügener Gemeinde wehrt sich gegen das Großprojekt des Bundes. In den Ortschaften Südost-Rügens haben Bewohner eine Bürgerinitiative gestartet und kämpfen aktiv gegen das geplante LNG-Terminal. Das Motto: „LNG – Leider Nicht Geil!“
Auf einer Großdemonstration am 26.2.23 in Ostseebad Baabe haben sich mehr als 2.500 Menschen zusammengefunden, um gegen die Pläne des Bundes zu protestieren. Vertreter der Bürgerinitiative, der Tourismusbranche, der Kommunalpolitik und von Umwelt- und Naturschutzorganisationen wie Fridays for Future waren dabei und haben sich gegen den Bau zur Wehr gesetzt.
Stefanie Dobelstein, Sprecherin der Bürgerinitiative Lebenswertes Rügen, äußerte sich zu der Demonstration: „Die Insel muss für Einwohner und Touristen lebenswert bleiben. Sie darf weder durch Megabauvorhaben, noch durch den aktuellen LNG-Wahn zerstört werden. Wir sind dialogbereit, kämpfen jedoch dafür, dass Interessen des Naturschutzes und der Menschen nicht auf der Strecke bleiben“.
Die Bürgerinitiative „Lebenswertes Rügen“ startete am 7.3.23 eine Bundestags-Petition und ruft die Menschen in ganz Deutschland, dazu auf, diese zu unterstützen. 50.000 Unterschriften sind notwendig, um zu verhindern, dass Rügen als Standort in das LNG-Beschleunigungsgesetz aufgenommen wird. Dieses Gesetz beschleunigt das Verfahren, indem es dem Projekt eine hohe Priorität zuweist.
Die Petition kann noch bis zum 4.April 2023 unterzeichnet werden.
Link zur Petition: https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2023/_02/_27/Petition_146839.nc.html
Vor allem die Berlinerinnen und Berliner „Rügen-Fans“ sind aufgerufen, für ihre Ferieninsel einzutreten!
Einwendung gegen die Zerstörung des ökologischen Tafelsilbers
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat fristgerecht zum 27.2.2023 eine Einwendung gegen den Bau einer Pipeline zur Anbindung des geplanten LNG-Terminals vor Rügen eingereicht. Die Einwendung finden Sie hier: https://l.duh.de/p230307.
Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz der DUH: „Das Vorgehen des Bergamtes Stralsund ist aus rechtsstaatlicher Sicht höchst zweifelhaft. Sowohl die Landesregierung als auch das Bundeswirtschaftsministerium haben eingeräumt, dass für das Projekt das LNG-Beschleunigungsgesetz zunächst noch geändert werden muss. Trotzdem wird nun mit Verweis auf das Gesetz bereits ein vereinfachtes und beschleunigtes Verfahren angewendet. Hier wird für eine Gaspipeline wieder einmal der rote Teppich ausgerollt. Dabei ist längst klar, dass für dieses Mega-Projekt gar kein Bedarf besteht. Eine Gasmangellage ist für diesen Winter abgewendet – damit wäre ausreichend Zeit, das Projekt in einem regulären Verfahren und mit angemessenen Beteiligungsfristen anzugehen.“
Weitere Informationen:
Deutsche Umwelthilfe www.duh.de