Von Christoph Prüm
„Stell dir vor, du wirst 30 und erhältst 20.000 Euro – einfach so!“ — Das könnte dir passieren, wenn du in Neukölln wohnst und in diesem Jahr 30 geworden bist, oder noch wirst. Die Stiftung „Ein Erbe für Jeden“ verfolgt die Vision, dass nicht nur die Kinder von Vermögenden ein Erbe erhalten, sondern alle Menschen. Über einen Erbausgleichsfonds und ein „Grunderbe“ sollen Privilegien und Nachteile beim Erben zumindest ansatzweise ausgeglichen werden.
Einen Vorgeschmack darauf, wie eine Gesellschaft mit Grunderbe aussehen könnte, gibt das Grunderbe – Projekt der Stiftung. Dabei werden seit 2022 jährlich drei Grunderben à 20.000 € verlost. Eines davon fällt in diesem Jahr in den Berliner Stadtbezirk Neukölln. Öffentlich ausgelost wird das Grunderbe unter allen anwesenden Angemeldeten im November in Neukölln. Der genaue Ort und der Termin stehen noch nicht fest, aber anmelden kann man sich jetzt schon auf der Webseite der Stiftung.
Wer darf sich bewerben?
Wer also
- im Jahr 1995 geboren wurde,
- am Stichtag 15.06.2025 mit Hauptwohnsitz im Stadtbezirk Neukölln gemeldet war (das sind die Stadtteile: Britz, Buckow, Gropiusstadt, Neukölln und Rudow),
- deutscher Staatsbürger ist,
- und noch nicht wesentliche Werte geerbt oder geschenkt bekommen hat
kann sich jetzt unter diesem Link zur Auslosung im November anmelden:
Was sagt die Wissenschaft nun zu einem Grunderbe?
Vermögensungleichheit in Deutschland sehr groß
Die Ungleichheit der Vermögen ist in Deutschland einer der höchsten in Europa. Ein Prozent der Bevölkerung besitzt ein Drittel des privaten Vermögens, die reichsten 10 Prozent besitzen zwei Drittel, und die ärmere Hälfte fast nichts.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) errechnete, das schon ein Grunderbe von 20.000 € pro jungem Erwachsenen eine spürbare Auswirkung auf die Vermögensungleichheit haben würde. Dazu würden lediglich 5 % der jährlich anfallenden Erbsumme benötigt (DIW Wochenbericht 50 / 2021).
International warnen Wissenschaftler vor Gefahr für den Frieden und die Demokratie wenn die extreme Vermögensungleichheit nicht gelöst wird (z.B Thomas Piketty, Paris) und fordern deutlich höhere Erbausgleichszahlungen.
Das Thema Grunderbe kommt in der Politik an
In der Politik beklagt z.B. der ehemalige Ostbeauftragte Carsten Schneider (SPD), dass sich durch Erbschaften eine „Rentiersgesellschaft“ herausbildet die abgekoppelt von der arbeitenden Bevölkerung lebt, und die Jusos forderten 2023 ein Grunderbe von 60.000 €. Irgendwo denken praktisch alle Parteien aus Gründen der Gerechtigkeit und des sozialen Friedens, über eine Kapitalausstattung für junge Erwachsenen nach. Die einen offener, die anderen verdeckter.
Die Stiftung versteht sich mit ihrem Grunderbe-Projekt als Erfahrungslieferant für Wissenschaft und Politik, und möchte den Gedanken des Grunderbes real, anfassbar und erlebbar machen. Finanziert ist es aus einer privaten Spende, die in diesem Jahr allerdings erst einmal zur Neige geht.
Ein Grunderbe in Höhe von 20.000 € wird verlost
Einem Neuköllner, oder einer Neuköllnerin, die in diesem Jahr 30 geworden ist, wird das Projekt der Stiftung aber im November noch 20.000 € bescheren. Was man tun muss um der- oder diejenige zu werden die es trifft, ist recht einfach: Sich anmelden und Glück haben! Die Chancen stehen jedenfalls prächtig; es wird mit wenigen hundert Anmeldungen gerechnet.
Weitere Informationen:
